Der unglaubliche Keks

Der unglaubliche Keks
Lara und Antonia, 8 Jahre alt, haben den Keks gemalt, wie sie ihn sich vorstellen.

 

Es war ein grauer, trüber Herbsttag. Herr Alfredo ging wie jeden Morgen zu seiner Stammbäckerei an der Ecke, schräg gegenüber vom seinem Wohnhaus. Hierhin trugen ihn die müden, alten Knochen morgens gerade noch. Die Verkäuferinnen kannten ihn alle. Den grummeligen Senior, der jeden Morgen das Gleiche kaufte: zwei Brötchen. Einmal die Woche kam noch ein Laib Brot dazu. Mehr brauchte er nicht, denn er lebte allein.


Als er an diesem Tag in die Bäckerei kam, erging es ihm wie an jedem anderen Morgen auch. All die bunten Leckereien, süßen Teilchen, Plunderstückchen, Süßig-keiten, Croissants und verführerischen Obsttörtchen in der Auslage schienen nach ihm zu rufen: „Du willst mich doch essen! Nimm mich mit! Kauf mich schon!“

 

Jedes Mal kostete es Herrn Alfredo all seine Beherr-schung, nur seine übliche Bestellung aufzugeben und die süßen Leckereien, die ihn so ansprachen, in der Bäckerei zu lassen. In seinem Alter und seinem Gesundheitszustand sollte er so etwas nicht mehr essen, hatte der Arzt ihm eindrücklich gesagt. Mehr als ein Mal.

Vielleicht wirkte er deshalb stets so grummelig auf die Verkäuferinnen und die anderen Kunden. Er versuchte sich kurz zu fassen und sich möglichst kurz im Laden aufzuhalten, um gar nicht erst der Versuchung zu erliegen.


Heute wurde er aufmerksam. Während sich die Süßig-keiten sonst versuchten gegenseitig zu übertrumpfen und riefen „Nimm mich, ich bin am leckersten!“ oder „Nein, nimm mich, ich schmecke viel besser!“, gab es da heute in der Auslage einen eher unscheinbaren Keks, eine Art Taler, buttrig glänzend. Er rief: „Nimm mich mit, du wirst es nicht bereuen. Ich werde dich reich machen.“

 

Herr Alfredo hörte sich selbst seine Bestellung korrigieren: „Und diesen Keks dort bitte.“ ...

 



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