Die Gürbels - Teil 1

In der kleinen Stadt, in der Lara wohnte, hielten die Gürbels Einzug.

Es wurden jeden Tag mehr. Es schien, als ob beinahe jede zweite Familie bereits einen Gürbel hatte. Nur Laras Familie hatte immer noch keinen.

Sie war sechs Jahre alt und ging bereits in die Schule. Dort erzählten ihr morgens ihre Freundinnen, was sie am Tag zuvor wieder alles Tolles mit ihrem Gürbel erlebt hatte. Dann wurde Lara ganz grün vor Neid und fragte sich, ob sie denn nie einen Gürbel bekäme.

Aber so einfach war das nicht mit den Gürbels. Man konnte nicht einfach losgehen und einen kaufen. Zwar waren die kleinen, pelzigen Wesen von der Größe eines Meerschweinchens zu halten wie ein Haustier, aber es gab sie weit und breit bei keiner Zoohandlung zu kaufen. Jede Familie bekam ihren Gürbel, wenn es soweit war.

Dann erschien er einfach bei ihr und wohnte fortan mit ihr wie ein gewöhnliches Haustier. Die Gürbels brauchten ein Schälchen mit Wasser und ein Schälchen mit Trockenfutter. Und eine Art Katzenklo brauchten sie auch. Das hatte sich in der kleinen Stadt schnell herumgesprochen. Dann waren sie ganz reinliche Mitbewohner. Ansonsten brauchten sie nicht viel.

Sie waren kuschelige, gesellige, kleine Wesen, die gerne schmusten und sich stundenlang streicheln ließen. Sprechen konnten sie nicht. Ihre Geräusche erinnerten eher an das Gequieke von Meerschweinchen. Doch außer der Größe und der "Sprache" hatten sie mit den Meerschweinchen nichts gemeinsam. Ihr Schwanz war viel länger und vor allem buschiger. Sie liefen auf zwei Pfoten und waren mit ihren beiden Vorderfüßchen äußerst geschickt. Merkwürdig war nur, dass sie keine Schnurrhaare besaßen, wie andere Tiere.

Und überhaupt schien es sich bei den Gürbels nicht um gewöhnliche Haustiere zu handeln. Lara hatte schon die spannendsten Geschichten über die Gürbels ihrer Freundinnen gehört. Mit eigenen Augen hatte sie aber noch keinen Gürbel in Aktion gesehen.

Jeden Abend, bevor sie zu Bett ging, sagte sie laut und trotzig eine Art Einschlafwunsch auf: "Ich wünsche mir einen Gürbel!"

Denn es hieß, die Gürbels könnten Wünsche erfüllen ...